Look De Bouk – Avec Des Coussins Bleus
Nachdem schon Klanggalerie mit “Extra Weapons / Double Dog Dare, Summer ’84” von The Lo Yo Yo einen in mir schlafenden Hund schwanzwedelnd aus der Hütte lockte, wirft mir ADN mit der Wiederveröffentlichung von LOOK DE BOUKs avec des coussins bleus (AD9 012, LP) gleich den nächsten süßen Knochen vor die Schnauze. Look De Bouk sind ja sogar auf AYAAs “Double Dog Dare”-Kassette die Splitpartner von Alig Pearce, Mick Hobbs, Joey Stack & Caroline Brooks gewesen und waren auch nochmal auf der “Bad Alchemy Nr 17”-Live @ AKW-Kompilation miteinander verzahnt. Hier schleudern mir
Kwettap Ieuw & Denis Tagu an Keyboards, Didier Pietton am Sax und Etienne Himalaya an Drums mein halbes Leben vor die Füße: ‘Rapide De Lorraine‘ – ‘Guettez, nautiques!‘ – ‘Criollo‘ – ‘Du jus de jouvencelle‘ – ‘Pots cassés‘ – ‘Grotte de briques – extracts / Androgine de poitrine‘ ‘Un do l’enfant do‘ plus ‘Dunoiserie‘ als Bonus, mit J.-F. Pauvros an Gitarre. Auf Wolke 7 als blauem Kissen, spleenig und surreal auf französische Art, sattelten sie da, 1987 live in Saint-Etienne und Besançon, weiterhin das Dada-Pferdchen, das sie schon bei “Lacrimae Rerum” (AYAA, 1985) geritten hatten. Die ohrwurmigen Wellen und poppigen Potenzen nicht unähnlich denen bei Pascal Comelade, mit Käseorgelchen, Xylophon, Trommelchen, Flöte, Akkordeon oder Melodica, gurrendem, kirrendem Saxofon, knarren-dem Pulsen, läutenden Röhrenglocken, klackendem Kokosnusshufschlag, Hmtata-Beat, blechernen Bock- und Rösselsprüngen seltsam ‘kindlich’, skurril, ja weird (avant la lettre). Aber eben auf rührende, berührende Weise. Als kreaolisch durch den Kakao gezogene
Folklore imaginaire, denkt an “Eskimo” von The Residents, an L’Ensemble Rayé oder an DDAA, ohne die Orginalität von Look De Bouks inständiger und auf schräge Weise tanzlustiger Exotica schmälern zu wollen. ‘This side’ und ‘other side’ sind übrigens nicht, was sie zu sein behaupten (die Label kleben falschrum), ‘En écrin de fer blanc pour le noir de tes cils, en général‘ in seinen 9 1⁄2 Min. ist aber definitiv ein Geniestreich, den man kaum mehr aus dem Ohr kriegt, schon auf “Lacrimae Rerum” und ebenso hier.
Rigobert Dittmann (Bad Alchemy 117)